Oh, was ist denn das?

Grübeleien, bunte Bilder, Musik, Meinungsmache und, achja, Grübeleien.

Samstag, 1. Dezember 2012

Adventilicious Glitzerkram

Pünktlich zum offiziellen Beginn der Weihnachtszeit und knapp 5 Monate nach meinem letzten Lebenszeichen sehe ich mich (auf Wunsch des einen oder anderen liebenswerten Zeitgenossen) gezwungen, wieder etwas Leben ins Grübelkabinett zu rufen. Hoffentlich schaffe ich es, mal wieder etwas regelmäßiger zu bloggen! Ist ja eigentlich eine nette Sache.
Genauso nett ist es, finde ich trotz meiner eigentlichen Abneigung gegen religiöse Gebräuche, einen Adventskranz zu haben. Ich hätte eigentlich auch gerne einen Weihnachtsbaum - Glitzer und so! Ganz feine Angelegenheit -, aber weil ich mich um die tatsächlichen Weihnachtsfeiertage im trauten Elternhaus befinden werde, lohnt sich so etwas nicht. Stattdessen gibt es, wie gesagt, einen Adventskranz. Tannengrün war mir aber zu doof, weil wegen Nadeln überall und so... daher habe ich die Sache ein bisschen anders gelöst. Und zwar zunächst mit folgenden Zutaten:
  • ca. 1,5m Federboa-artiges Lamettazeug
  • ca. 1m drahtiges Lametta (wenn ihr am Lamettaregal bei DM beispielsweise steht, werdet ihr es schon erkennen)
  • 1-2 Bögen Papier
  • Acrylfarbe
  • Glitzerpartikel
  • 4 kleinere Gläser für Teelichter
  • 4 Teelichter
  • Haarspray, Klarlack o.ä.

Schritt 1: Die beiden Lamettasorten so in- und umeinandertüdeln, dass ein handelsüblicher Kranz entsteht. Ich denke, das muss ich nicht genauer erklären. Die Teelichtergläser (ich hatte leider keine vier identischen) kann man dabei gut als Messkonstante benutzen, der Spaß soll ja im Endeffekt um alle vier herumpassen. Und so soll das Kränzchen erstmal aussehen:

Das Teil glitzert ja schon ganz nett, sieht aber trotzdem noch ein bisschen nackig aus für meinen Geschmack. Weil ich aber keine Lust hatte, noch einmal loszulaufen, um noch mehr Lametta zu besorgen, habe ich beschlossen, noch Deko dafür zu basteln. Sterne sind ja immer nett, finde ich. Leider hatte ich nur normales Druckerpapier im Haus, und die einzige Sorte Sterne, die ich falten kann und mag (wer mag schon Fröbelsterne?), sind ninjamäßige Wurfsterne. Also, Schritt 2: Wurfsterne falten. So geht das:


Kann man übrigens auch gut in der Uni oder an anderen Orten machen, wenn man Langeweile und ein bisschen Papier hat. Natürlich hatte ich auch nur ordinäres Druckerpapier zur Hand, also mussten die Papiershuriken noch Farbe und Glitzer bekommen. Ergo, Schritt 3: Wurfsterne großzügig mit Farbe bekleckern und anschließend in Glitzer wälzen, die Farbe ein paar Stunden trocknen lassen und zum Schluss mit Haarspray oder Sprühlack besprühen, um das Glitzerzeug zu fixieren. Das macht man eher fürs Gefühl, man wird nämlich in den nächsten vier bis sechs Monaten immer noch überall Glitzerpartikelchen finden. Genauso ist es unmöglich, das zu bewerkstelligen, ohne sich dabei eine Acrylfarben-Glitzerstaub-Fingerpanade zu holen, aber das habe ich tapfer in Kauf genommen. Dafür ist bei der Aktion nämlich DAS Must-Have für stilbewusste Freund_innen der effektiven Selbstverteidung rausgekommen:


Das schöne ist, durch das exzessive Bepinseln mit billiger Acrylfarbe werden die Teile steinhart und (hoffentlich) extrem widerstandsfähig. Das Glitzerzeug verleiht ihnen hoffentlich noch zusätzliche Superkräfte. Genau das richtige für den Straßenkampf... oder für den Adventskranz. Zur Not kann man die Wurfsterne auch schnell wieder aus dem Kranz ziehen und zur Verteidigung gegen Einbrecher, Versicherungsvertreter oder den Grinch anwenden. Weihnachten kann kommen. Ich bin vorbereitet. (Und habe nun wirklich ÜBERALL in der Wohnung Glitzer. Normal.)












Dienstag, 3. Juli 2012

Abenteuer Dojczland

Es wurde ja Zeit, mal wieder ein bisschen Feuer im Grübelkabinett zu legen. Zu diesem Zweck habe ich "Sitzen vier Polen im Auto" von Alexandra Tobor, die auch ganz fleißig als @silenttiffy twittert, gelesen und mir überlegt, wie ich das Büchlein finde (sowas nennt man auch Rezension, übrigens!). Nun ja, freut euch, wieder von mir zu hören und lest selbst.

„DDR ist wie das Fegefeuer. Wenn jemand aus BRD für dich betet, kannst du über die zweite Grenze gehen. Da zeigst du deine Papiere und schon bist du dort.“
„Kommt man nur rein, wenn man getauft ist?“
Mitte der Achtziger Jahre gelangt die kleine Alexandra, genannt Ola, anhand von Insider-Informationen von Freundinnen, BRD-Reliquien in Form von leeren Haribotüten, Mythen über prosperierende „Rausgefahrene“ und des Quelle-Katalogs aus Oma Gretas Geheimversteck zu der Überzeugung, dass ein besseres Leben jenseits ihrer Heimat Polen möglich sein muss. Schnell wird es ihr größter Wunsch, in das Wunderland namens BRD auszuwandern. Ihr erster Versuch auf eigene Faust wird von der resoluten Oma Greta vereitelt, aber im Herbst 1989 wird Olas tatsächlich Traum wahr: zusammen mit Vater, Mutter und ihrem kleinen Bruder quetscht sie sich in den familieneigenen Fiat Polski, um Polen und Oma Greta hinter sich zu lassen und in Westdeutschland neue Wurzeln zu schlagen. Was die Familie dort erwartet, ist nicht mehr als Notunterkünfte in Turnhallen oder „Aussiedlerbaracken“, komplizierter Papierkram und eine scheußlich komplizierte neue Sprache, aber auch nicht weniger als nahezu rund um die Uhr verfügbare Haribos und so viele unterschiedliche Einkaufsmöglichen, dass es Olas Mutter beim ersten Betreten des Ladens mit dem großen A schwindelig wird - „Lux!“, wie die kettenrauchende BRD-Expertin Dorota Ogorkówa aus dem Nachbarzimmer der Notunterkunft sagen würde.
Es gibt ihn wirklich, den Fiat Polski! (Wiki Commons)
So zeigt uns Alexandra Tobor in ihrem Romandebüt „Sitzen vier Polen im Auto“ den holperigen Weg einer polnischen Familie, die versucht, in Deutschland Fuß zu fassen. Wie viel davon nun autobiographisch ist oder anderweitiger Empirie entspringt, ist dabei eigentlich völlig zweitrangig. Die anschaulich erzählten Anekdoten aus dem Migrantenalltag sind so lange witzig, bis einer auffällt, wie ernst die Situation eigentlich ist, aber dann ist man/frau so beeindruckt von dem Optimismus und dem Improvisationstalent, mit dem die Protagonistinnen und Protagonisten eigentlich alles irgendwie hinkriegen, dass das Amusement schnell wieder überhand nimmt und frau/man das Buch eigentlich auch gerne in einem Rutsch durchlesen möchte. Daneben bietet der Roman eine genauso kritische wie kindlich-naive Außensicht auf das Deutschland der späten Achtziger und frühen Neunziger, die sowohl für Konsumkritiker_innen als auch für Shoppingvictims und sicherlich eine Menge anderer Menschen interessant sein dürfte. Ich habe dieses Buch gerne gelesen.

Sonntag, 25. März 2012

Spaghetti! Nazis! Terror!

Und das sogar live! Gestern abend war ich nach einer viel zu langen Abstinenz mal wieder im Theater, und zwar im schnuckeligen Theater Orange im coolen Hamburger Karoviertel. Meine reizenden weiblichen Begleitungen und ich waren es langsam leid, eine anstrengende Maria Stuart-Inszenierung nach der anderen zu ertragen, nur um das kulturelle Gewissen zu beruhigen, deswegen traf es sich ganz gut, dass dort derzeit ein Theaterstück aufgeführt wird, das ein Format adaptiert, die uns wirklich amüsiert - die allseits beliebte Dokusoap.
Die Theatergruppe Radikal&Arrogant hat dem innovativen Konzept "Dokusoap meets Theaterbühne" noch die Komponente "Dorfnazi-Abwärtsspirale" hinzugefügt. Herausgekommen ist dabei Dokusoap 3000. Knallhart realistisch werden dort tiefe Einblicke hinter die Kulisse der Familie Zschäpe gezeigt, die aus einer beschaulichen Kleinstadt kommt, in der "eigentlich ganz stolz auf Deutschland sein" zum guten Ton gehört. Dass Jugendliche in die rechte Szene abrutschen, passiert dabei natürlich schnell - genauso auch dem 14-Jährigen Cornelius. Der lebt bei seiner Mutter Sybille, die alleinerziehend und sowohl mit ihrem Sohn als auch mit seinen rechten Tendenzen völlig überfordert ist. So begegnet sie seiner Vorliebe für undeutsche, fettige Salami mit gesundem, deutschen Schinken und Antisemitismus mit "Kennst du denn alle Juden?"
Sein Vater Stefan hingegen ist selbst kein unbeschriebenes Blatt in der Naziszene, findet Cornelius' neues Hobby super und hat dazu immer ein offenes Ohr für Probleme mit Sybille, die er irgendwie doch gerne zurück hätte. Und wenn Stefan sagt, dass er Schnacker scheiße findet und Taten besser sind als Worte, ahnt man schon, dass das ganze kein gutes Ende nehmen wird. 
Dann fliegen Spaghetti (Fliegendes Spaghettimonster auf Hamburger Theaterbühne gesichtet?), Klamotten und überhaupt die Fetzen, Cornelius feiert den Führergeburtstag und bietet selbstgebackenen Kuchen mit appetitlichen Hakenkreuzen darauf an und man freut über die großartige "enthusiastischer, aber unglaublich dummer Dorfnazijungen"-Performance von Sonny Kleinfeld (Profifootballer übrigens!), bekommt als Fernsehabstinenzlerin die Frauentauschreferenzen von seiner Begleitung erklärt und lacht über Dinge, die einem schrecklich bekannt vorkommen, bis man sich fragt, ob man nicht eigentlich weinen sollte, weil das in Wahrheit wirklich alles so bitter und traurig ist. Aber zum Glück wissen wir ja ganz sicher, dass das alles geskriptet ist :).





"Dokusoap 3000" läuft am 25.03. zum vorerst letzten Mal im Theater Orange in der Marktstraße 24 in Hamburg, Einlass ist um 19:30 Uhr, Beginn zur Prime Time um 20:00 Uhr. Das sollte man sich wirklich nicht entgehen lassen!

Montag, 12. März 2012

Das Staubkorn im Getriebe



Staub. Wo ich hingehe, ist Staub. Im Regal, auf den verschlissenen Büchern vom Flohmarkt. Was da drinsteht, ist möglicherweise auch schon ziemlich angestaubt. Staub auf dem Boden, gefundenes Fressen für die Wollmäuse, die prächtig gedeihen, bis der Tyrannosaurus Staubsauger kommt. Selbst das überleben manche – die, deren Genmaterial besonders gut an das Überleben von Tyrannosaurus Staubsauger-Angriffen angepasst ist. Staub auf meinem Laptop, auf dem Bildschirm, in der Tastatur vermischt mit Krümeln und Essensresten zwischen A, S, D, und F. Staub, der sich nach und nach auch auf den Bilderrahmen mit den Erinnerungen an längst vergangene Zeiten niederlässt, bis sie zu Fossilien werden...
Staub, der ein Teil von mir ist. So wie die Wimperntuscheflecken in meinem Gesicht und auf meiner Brille, und die Zahnpastaspritzer auf dem Badezimmerspiegel. Ihr seid alle so sauber, das unterscheidet euch von mir. Meine Röcke sind zerknittert, meine T-Shirts haben Löcher, meine Hosen sind kaputt und meine Schuhe verdreckt. Du bist 1,75m groß, hast einen BMI von 21,5 und klimperst mit den Wimpern, während du mit dem Professor sprichst. Dein glänzendes, klettenfreies Haar streichst du mit einer eleganten Geste aus deinem Kindchenschemagesicht. Ich betrachte die Tintenflecken an meinen Fingern und den abblätternden Nagellack, der den Dreck unter meinen Fingernägeln verstecken sollte, während ich schweige und versuche, unsichtbar zu werden und aus dieser Plastikwelt zu verschwinden. Bald wird die Putzfrau kommen und sich fragen, wo der viele Staub herkommt, dem sie sofort mit Cillit Bang und einem Swiffer Staubmagneten zu Leibe rücken wird. Ich habe in der Zwischenzeit ein paar schlammige Fußabdrücke im frisch gereinigten Treppenhaus hinterlassen und sehe meinen Wollmäusen beim Fressen zu.

Donnerstag, 8. März 2012

Internationaler Frauenmampftag! Guten Appetit!

Heute ist internationaler Frauenmampftag (je nach Gusto auch gerne Frauenkampftag, aber der ist, wie RiotMango befunden hat, ja eigentlich jeden Tag im Jahr). Das hier ist mein bescheidener künstlerischer Beitrag zu diesem wunderbaren Tag.

Freitag, 2. März 2012

Neulich habe ich über meine Zukunft reflektiert.

Was ich will, weiß ich nicht, aber was ich nicht will, das weiß ich ganz genau:
einen festen Platz im Hamsterrad
ein Leben für den Lebenslauf
unbezahlte Praktika
abhängig sein - weder von Muttern, noch vom Hamsterrad oder von Männern, Geld oder Drogen
eure Erwartungen erfüllen müssen
nach oben buckeln, nach unten treten
mich asozial verhalten wegen der Karriere oder der "natürlichen Selektion" oder wie ihr es nennt
von Banken und Konzernen regiert werden (eigentlich möchte ich gar nicht regiert werden)
nicht machen können, was ich gerade jetzt will
keine Möglichkeit haben, meinen Horizont zu erweitern
eingesperrt sein
"Hausfrau und Mutter" werden
mich mit meiner Lücke in der Gesellschaft zufrieden geben
ein Reihenhaus, 1,4 Kinder und einen hochbegabten Bordercollie als ultimatives Lebensziel
einmal im Jahr All-inklusive nach Palma de Mallorca oder in die Türkei
Tiere essen
weiterhin Mitglied einer Kirche sein
Dinge nicht getan haben, die ich gerne getan hätte,
Steppwesten, kleine Rucksäcke und eine praktische Kurzhaarfrisur tragen
mich über das Land, in dem ich eher zufällig geboren wurde, identifizieren
mich auf meinen Körper reduzieren lassen
"Luxusartikel" kaufen, die ich nicht brauche
keine Zeit für mich und keinen Raum für eigene Gedanken haben.
...
Naja. Passt schon.

Freitag, 17. Februar 2012

Freitagabendbeat

Als Einstieg in ein gleichzeitig erlebnisreiches und entspannendes Wochenende empfiehlt das Grübelkabinett heute eine Band, die aufwühlenden Nintendo-(oder so)Core mit Texten macht, die man ohne ein gewisses Hintergrundwissen oftmals wohl nicht auf Anhieb versteht, die dann aber um so witziger sind, wenn man sie eben versteht. Alle anderen können sich aber immer noch an der Musik oder dem schönen Plattencover erfreuen :). Nun gut, hier sind sie: Antitainment.

Dienstag, 14. Februar 2012

Eine kleine Liebeserklärung an freie Software

Heute ist Valentinstag, was ich normalerweise ignoriere, weil ich auf diese klebrige Mischung aus Kapitalismus und Kitsch einfach nicht so stehe. Heute hat mich Heise.de aber darauf aufmerksam gemacht, dass "I-Love-Free-Software-Day" ist. Da hingegen ziehe ich gerne mit. Meine Informatikkenntnisse sind (noch!) eher rudimentär, aber das Softwaremonopol von Microsoft&co. untergrabe ich gerne mit. Aus Liebe zur Freiheit fordere ich deswegen freie Softwareliebe für alle und klebe mir dafür dieses nette Herz da rechts auf meinen Blog. Und jetzt gehe ich ganz romantisch zu meinem Rendezvous mit den beiden einzigen Klausuren dieses Semesters, die genau heute meine Aufmerksamkeit und Zuneigung verlangen. Wissen die nicht, dass der Valentinstag so überflüssig ist wie ein Loch im Kopf?

Sonntag, 29. Januar 2012

aus gegebenem Anlass:

Über den Mädchenmannschaft-Selbermachsonntag bzw diesen Artikel Beitrag auf diesem interessanten Blog  bin ich auf einen Song gestoßen, der mittlerweile über ein Jahrzehnt alt ist, der aber angesichts von 13 Jahre "unentdecktem" Naziterror und dessen mehr als fragwürdiger Aufklärung und mich sowieso traurig machendem Alltagsrassismus nach wie vor von höchster Aktualität ist:


Lieber Verfassungsschutz, mach doch bitte entweder dein rechtes Auge auf oder deinen Laden dicht. Im Grunde braucht dich doch eh niemand. Und falls du mich beobachten willst, ich habe dieses Formular bereits ausgedruckt. 

Montag, 16. Januar 2012

Grübelkabinett proudly presents... mein Bild von der Welt


(zur Überschrift passendes Bild: check.)

Neulich kam in meinem Umfeld die Frage auf, wie denn unser Weltbild so aussehe. Eine einfach gestellte, aber in ihrer Beantwortung umso komplexere Frage. Weltbild, was soll das denn überhaupt heißen? Wikipedia erklärt den Begriff mit „das in einen Zusammenhang gebrachte Wissen von der Welt als Ganzes“.
Wissen von der Welt? Was weiß man denn mit Anfang zwanzig schon von der Welt. Ich würde „Weltbild“ eher als das bezeichnen, was man an von der Welt zu wissen glaubt. Oder was man nicht weiß, aber glauben möchte. Was man von der Welt erwartet oder sich wünscht. Kurz gesagt, das eigene Weltbild ist nichts weiter als die Vorstellung von der Welt, in der man lebt.
Nutzen wir doch die Gelegenheit, sich das eigene Weltbild einmal vor Augen zu führen.

Ich glaube nicht, dass es einen Gott gibt, der die Erde erschaffen hat, geschweige denn, dass es einen Gott gibt, der seitdem auch noch auf seine Schäfchen acht gibt. Anders als Nietzsche erkläre ich Gott hiermit nicht für tot, sondern für nicht existent. Und damit für meine Welt auch nicht relevant.
Ich mag zwar keine Affen, kann mich aber mit der Tatsache, dass wir Menschen von ihnen abstammen, durchaus anfreunden. Und dass alles Leben auf dieser Erde aus kleinen, fidelen Einzellern entstanden ist, gefällt mir sogar ziemlich gut. Das passt in gewisser Weise auch zu meiner Abneigung gegen sämtliche anthropozentrische Weltanschauungen. Der Mensch ist, entgegen weitläufig verbreiteter Positionen, mitnichten der Mittelpunkt der Welt, geschweige denn, dass er die Krönung irgendeiner Schöpfung sei. Das soll nicht heißen, dass ich die – sagt man das so? - Zivilisationsbefähigung des Menschen generell ablehne. Ganz im Gegenteil, ich bin immer wieder beeindruckt davon, was Menschen geleistet haben und leisten können – im positiven wie auch im negativen Sinne. Trotzdem finde ich es verkehrt zu sagen, der Mensch stehe in irgendeiner Weise über allen anderen Lebewesen, sei es wegen seiner Intelligenz, Vernunftbegabung oder seiner Emotionalität. Wer weiß denn schon, ob es eine andere Spezies nicht auch hätte schaffen können, sich so dominant auf der Erde auszubreiten und eine Art kulturelles Leben zu schaffen? Wenn es irgendetwas gibt, an das ich wirklich glaube, dann ist es die Macht des Zufalls über die Evolution. Wenn der Homo Sapiens nicht wegen einer Verkettung (un)glücklicher Zufälle so unheimlich gut an seine Umwelt angepasst gewesen wäre, würde die Welt jetzt vielleicht von Neandertalern regiert. Ob das besser oder schlechter für diesen wunderschönen Planeten wäre, müssen wir an dieser Stelle nicht beantworten.
Die Evolutionstheorie wird bekanntlich als eine der drei großen Kränkungen der Menschheit aufgefasst. Es stimmt mich immer wieder ein bisschen traurig, wenn ich darüber nachdenke, dass es für so viele Menschen zu Darwins Zeiten (und wahrscheinlich auch heute noch) tatsächlich so verletzend war, den Status „Krone der Schöpfung Gottes“ abgesprochen zu bekommen. Das hätte man doch wirklich etwas sportlicher nehmen können...
(Genau wegen meiner Verehrung für die Macht des Zufalls und ihrer kollossalen Partizipation an der Evolution bin ich auch der Überzeugung, dass es von Grund auf verkehrt ist, Tiere an sich oder von bzw. aus ihnen gewonnene Sachen zu konsumieren – Schon gar nicht, wenn man es damit rechtfertig, man sei den Tieren von Haus aus überlegen und dazu determiniert, sie zu eigenen Zwecken einzusperren und zu quälen. Genauso dumm finde ich, wenn wir schon bei dem Thema sind, auch die Behauptung, es läge in der Natur des Menschen, Fleisch zu essen. Welche der Dinge, die der rezente Homo Sapiens so tut, von seiner Fortpflanzung einmal abgesehen, liegen denn noch in seiner angeblichen Natur? Atomwaffen bauen etwa?)
Ich glaube übrigens nicht nur, dass die Spezies Mensch sich nicht allzu leichtfertig über Erdlinge anderer Artenzugehörigkeit stellen sollte. Auch auf intraspezifischer Ebene hat der Mensch noch einige Baustellen. Bekanntlich neigen so einige Exemplare dazu, andere Artgenossen aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Nationalität, Hautfarbe, Religion und noch endlos vieler anderer Attribute zu diskriminieren. Eigentlich dachte ich, wir seien ethisch mittlerweile so weit, dass solche Verhaltensweisen allgemein geächtet wären, aber leider werde ich in dem Punkt Tag für Tag aufs neue enttäuscht. Daher habe ich die Hoffnung eigentlich schon längst aufgegeben, wünsche mir aber trotzdem, beispielsweise Frauen, Inder, Muslime oder muslimische Indische Frauen würden von ihrem Gegenüber nicht zuerst als Angehörige einer bestimmten Geschlechter-, Bevölkerungs- oder Religionsgruppe gesehen und dementsprechend abgestempelt, sondern schlicht und einfach als Mensch wahrgenommen. Natürlich weiß ich, dass die Aussage, alle Menschen seien gleich, ziemlich naiv und vereinfacht ist. Natürlich sind Menschen unterschiedlich veranlagt, geprägt und sozialisiert (und das ist auch gut so!). Trotzdem ist kein Mensch besser, schlechter oder sogar mehr oder weniger wert als ein anderer. Jeder Mensch verdient ein gewisses Maß an Respekt, egal ob er männlich, weiblich, Hermaphrodit, Jude, Hindu, König von Schweden oder Kassierer bei KIK ist. Immerhin vereint uns alle doch die Tatsache, dass wir, wie Platon befunden hat, „nichtgefiederte Zweibeiner“ sind.

Samstag, 14. Januar 2012

Wärmstens zu empfehlen:

die Handsome Furs. Diese Band wurde mir bei Last.fm mal zusammen mit ein paar Bands vorgeschlagen, die alle etwas mit Pelz im Namen hatten (Super Furry Animals... :) ). Die Band besteht aus Dan Boeckner (von Wolf Parade) und der Schriftstellerin Alexei Perry. Die beiden sind verheiratet, aber so cool, dass man so etwas altbackenes gar nicht vermuten würde.  Auf jeden Fall nicht bei einer so coolen Performance wie hier:

Sonntag, 8. Januar 2012

Samstagnachtfieber

Symptome:
starkes Trinken
Schwerhörigkeit
(Darum muss auch die Musik lauter!)
Flaschen auf Beton zerschmeißen
(Kopfsteinpflaster geht auch)
komische Bewegungen zu komischer Musik
gesteigerte Chuzpe
(äußert sich im Versuch, die Discobeleuchtung zu manipulieren)
Dialektisches Argumentieren für "noch ein bisschen dableiben und tanzen"
Die Musik befiehlt es mir.
Mir ist schlecht. Können wir eine Sitzpause machen? Ich muss vielleicht kotzen.

Dienstag, 3. Januar 2012

Weihnachten und andere Unheilsverbündete

Mein Vorsatz für das neue Jahr: Endlich mal wieder bloggen! Dazu bin ich in den letzten (oh schreck) 2 Monaten überhaupt nicht mal ansatzweise (Playlists... ;)) gekommen, was daran lag, dass ich in einem graugrünen Sumpf aus Unistress, Freizeitstress und Ideenlosigkeitsstress tauchen gehen musste. Ein Glück ist das jetzt vorbei. (und tauchen ist auch nicht so mein Ding, so als Mittelohrentzündungspatientin und Kontaktlinsenträgerin). Dann wollte ich ja eigentlich wenigstens mal ein paar Worte zu Weihnachten verlieren, so am ersten oder zweiten Weihnachtstag... ja, und dann saß ich da, in meinem trauten Elternhaus, in dem das Internet nicht funktionierte und dachte nur: Scheiße. 
Dann kam Sylvester und die Erfindung des Dorfopolitan, naja, und jetzt habe ich endlich mal ein bisschen Zeit für meine Lieblingsbeschäftigung. Hurrah! Zeit, mal ein paar Einblicke in meinen Kopf zu gewähren.

Es gibt ja dieses Klischee, dass sich Weihnachten immer alle Familien ganz schlimm streiten, weil sie sich über die Feiertage nicht so gut aus dem Weg gehen können, oder weil sie von dem ganzen Glitzer überall so aggressiv werden oder ihnen einfach das Überangebot an Lebensmitteln nicht so gut bekommt und sie deswegen die kleinen, unterschwelligen Konflikte nicht mehr unterschwellig sein lassen können. Man trifft ja auch immer so viele Leute, die sich auf Weihnachten freuen wie auf eine Wurzelbehandlung und sich nichtmal mit der Aussicht auf ein paar freie Tage fröhlich stimmen können. Ich persönlich gehöre nicht zu diesen Leuten. Weihnachten finde ich trotz der komischen Kombination aus religiösem Background und scheinbarem Konsumzwang ganz toll - schließlich gibt es Glitzer, viel Essen, Ferien und Zeit mit meiner Familie verbringen mag ich auch gerne. 
Trotzdem habe ich jedes Jahr auch ein bisschen Angst vor Weihnachten.
Warum? Auf meiner Familie lastet nämlich ein Fluch, und zwar der "Irgendwas ist immer"-Fluch, der sich IMMER an Weihnachten daran erinnert, dass er mal wieder ein Lebenszeichen von sich geben sollte.
Irgendwas ist immer.

Vor ein paar Jahren ist meine Oma an einem sehr kalten und daher bodenfrostigen Heiligabendmorgen (sagt man das so? Der Morgen von Heiligabend) vor ihrer Tür ausgerutscht und hat sich dabei ein Bein gebrochen. Und zwar sowasvon, meine Mutter sagte etwas von einem komischen Extragelenk, als sie ohne meine Oma, die sie gleich dabehalten haben, aus dem Krankenhaus wiederkam. Sehr spät am Heiligabendnachmittag, sodass unsere schöne Zeitplanung (Weihnachten hat meine Familie sowas) total im Eimer war. 

An einem anderen Weihnachten hatte meine Oma dann so schlimmes Nasenbluten, dass meine Mutter und meine Schwester sie wieder ins Krankenhaus bringen mussten. Ich durfte nicht mit, weil ich etwa 40 Grad Fieber hatte und dort wahrscheinlich ganze Rentnerpopulationen ausgelöscht hätte. Also blieb ich stundenlang allein zuhause und begann in meinem Fieberrausch schonmal die Nachspeise vorzubereiten (der Zeitplan...). Es sollte Schokoladenflammeri werden, in das 30 Gramm brauner Zucker gemusst hätten. Ich weiß nur noch, wie ich die Messleiste für Zucker an unserem Messbecher studierte und dachte: Toll, da steht ja 300 Gramm. Die Zuckerpackung war dann auch leer... Meine Erinnerungen setzen gegen Mitternacht wieder ein, als wir mit dem Essen fertig waren, ich die Nachspeise serviert habe, alle ihre Löffel in den Puddingschälchen versenkt haben und es dann hieß: "das ist aber süß..." Tja.

Letztes Jahr an Weihnachten hat es dann so doll geschneit, dass meine Mutter, die Landschaftsgärtnerin ist und im Winter damit ihr Geld verdient, an Heiligabend unerwartet acht Stunden lang für irgendwelche garstigen Rentner Schnee räumen musste. Sie war erst am späten Nachmittag zuhause - ganz schlecht für den Zeitplan. Meine Schwester trieb sich ebenfalls irgendwo anders herum, während meine Oma überpünktlich um 12 Uhr vor der Tür stand und bespaßt werden musste - was nicht weiter schlimm gewesen wäre, hätte ich nicht nach so einem Jahrgangstreffen am Vorabend, einer Badewanne voller Tequila und einer durchkotzten Nacht den Kater meines Lebens gehabt. Als Profi habe ich mir natürlich nichts anmerken lassen und bin alle halbe Stunde nach oben  "etwas holen" gegangen, um mich da für ein paar Minuten flach auf den Boden zu legen und zu hoffen, dass davon der Kater weggeht. Ein paar Stunden nach dem recht späten Weihnachtsessen habe ich dann auch alles wieder rückwärts gegessen. Tequilakater machen eben auch vor Weihnachten nicht halt...
Und dieses Jahr? Es hätte alles glattgehen können. Kein Schnee, eine eins A Zeitplanung mit Geschenke kaufen gehen schon am 23. Spätnachmittags... Ich war selten so zuversichtlich vor Heiligabend - bis ich auf dem Weg zu besagten Weihnachtsspäteinkäufen mit meiner Mutter mit unserem 23 Jahre alten T2 liegen blieb. Gegen 17 Uhr, im schlimmsten Feierabendverkehr, auf der schlimmsten Kreuzung überhaupt in der nächstgrößeren Stadt, und weder eine ADAC-Nummer parat noch Geld auf dem Handy, um überhaupt dort anzurufen. Ein Traum...

Das schöne Auto ist wahrscheinlich unheilbar kaputt, aber wir hatten trotzdem unterm Strich ein ganz gutes Weihnachtsfest. Ich bin übrigens weder gläubig noch esotherisch, aber nach all den Jahren angewandter Chaostheorie an Weihnachten glaube ich, dass die ganzen großen Katastrophen dafür sorgen, dass sich bei uns niemand gezielt an Heiligabend wegen irgendwelcher Kleinigkeiten streitet oder meckert, dass er kein iPhone oder sowas bekommen hat. Meistens sind wir froh, wenn wir Heiligabend gegen 20 Uhr alle noch leben und keiner ernsthafte körperliche, nervliche oder materielle Schäden davongetragen hat. Da ist einfach kein Platz für Mainstream-Weihnachtsprobleme...